Ankommen im ugandischen Schulalltag

Vor 6 Wochen war Ferienende in Uganda und damit der Startschuss für Moritz und mich, unseren Platz hier im Projekt zu suchen. Wir haben die Möglichkeit in der Nursery School und in der Primary School mitzuarbeiten.

Hier ein bisschen Background-Wissen zum ugandischen Schulsystem:

Mit 3 Jahren gehen die Kinder in die Nursery School. Das ist eine Kombination aus einem Kindergarten und einer Vorschule. Dort lernen sie Schreiben, Lesen, die Zahlen von 1 bis 100 und Englisch. Denn in ihren Familien wachsen sie meist mit Acholi (der lokalen Sprache) auf und sprechen eher selten Englisch. Neben dem „Unterricht“ steht auch spielen, beten und tanzen auf dem Programm. Die Kinder durchlaufen in der Nursery 3 Klassen (K1 bis K3). Im Anschluss besuchen sie die Primary School. Dort gibt es 7 Klassen (P1 bis P7). Sie schließen die Primary School im Alter von 12-14 Jahren ab. Danach folgen 4 oder 6 Jahre Secondary School.

Das ist allerdings der idealtypische Verlauf, wie man ihn hier fast nur in den Städten findet. Je weiter man sich in Richtung der Dörfer bewegt, desto größer werden die Altersdifferenzen in den Klassen. Auch hier in der St. Mauritz Primary School sind die Altersdifferenzen innerhalb einer Klasse teilweise ziemlich groß. Einige P7 Schülerinnen und Schüler sind schon 18 Jahre alt. Auch in den unteren Klassen, zum Beispiel in der P3, die wir unterrichten sind manche Kinder 9 Jahre alt, andere schon 13. Die Gründe dafür sind vielfältig und von Familie zu Familie unterschiedlich, wie mir Kevin (Projektmanagerin) und Mr. Paul (Pfarrverwaltung) erzählen: Vor allem in dörflichen Strukturen müssen die Kinder häufig einen weiten Weg zur Schule laufen. Dadurch ist es unmöglich, mit 3 Jahren schon in die Nursery School zu gehen. Einige Kinder kommen also erst mit 6 Jahren in die Nursery School oder gehen direkt in die Primary School. Dann fehlt den Kindern jedoch das Basis Wissen und sie müssen mit hoher Wahrscheinlichkeit Schuljahre wiederholen. Oftmals ist der Verlauf der Schullaufbahn eines Kindes auch eine finanzielle Frage. Es gibt Schulgebühren und die Schuluniform und Schulmaterialien müssen angeschafft werden.* Da es manchen Familien nicht möglich ist, die finanziellen Mittel aufzubringen, kommt es vor, dass Kinder ein Schuljahr „aussetzen“ müssen. Bei Mädchen ist auch das Thema Schwangerschaft ein Faktor, der sie zwingen kann, ihre Schullaufbahn abzubrechen. Des Weiteren kommt es vor, dass Kinder ihre Eltern zuhause unterstützen müssen, indem sie beispielsweise auf jüngere Geschwister aufpassen. Zum Glück gibt es hier auf dem Schulgelände ein Dormitory (Wohnheim/Schlafsaal), wo viele Kinder während der Schulzeit wohnen. Dadurch ist es auch Kindern, die weiter entfernt wohnen möglich zur Schule zu gehen. Einige P6 oder P7 Schülerinnen und Schüler wohnen auch im Dormitory, um sich voll auf die Schule und einen guten Abschluss konzentrieren zu können.

Jetzt zurück zu uns:

Das Schuljahr beginnt Ende Januar/ Anfang Februar und ist in drei Terms aufgeteilt. Am 5. September startete der dritte Term und damit auch die „Arbeit“ für Moritz und mich. Zu Beginn haben wir verschiedene Unterrichtsstunden besucht, um herauszufinden, welche Klassen uns interessieren und um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der Unterricht hier gestaltet wird. Nach dieser Eingewöhnungsphase haben wir uns entschieden, bei den Klassen P3 und P4 Sport und Kunst zu unterrichten. Wir sind sehr zufrieden mit der Entscheidung für diese Klassen, denn das Unterrichten macht uns viel Spaß. Während die ersten Unterrichtsstunden ein bisschen holprig verliefen, haben wir inzwischen ein Gespür dafür, was gut funktioniert und was eher nicht. Aber natürlich kommen immer noch täglich neue Erfahrungen hinzu. Eine besondere Herausforderung war für uns am Anfang die Größe der Klassen. Sowohl in der P3, als auch in der P4 waren circa 60 Schülerinnen und Schüler. Da ist es gar nicht so einfach, beim Sportunterricht die Aufmerksamkeit von allen zu bekommen und ein neues Spiel zu erklären. Mithilfe der Lehrerkräfte haben wir aber gelernt damit umzugehen. Eine Trillerpfeife hilft uns, die Aufmerksamkeit der Kinder zu erlangen und wir erklären neue Spiele durch Vormachen, anstelle von langen, mündlichen Erläuterungen. Ein paar „Renner“, die super bei den Kindern ankommen sind zum Beispiel Schattenlauf, Simon Says oder Eierlaufen (mit Zitronen statt Eiern). Wobei der Fokus sowieso nicht darauf liegt, komplizierte Spiele zu spielen, sondern vielmehr darauf sich zu bewegen und Spaß zu haben. Auch mit ein paar Fußbällen und Frisbees sind die Schülerinnen und Schüler sehr glücklich. Inzwischen wurde die P4 in zwei Klassen geteilt. Durch die kleineren Klassen eröffnen sich auch neue Möglichkeiten, worüber wir uns sehr freuen. Genauso wie der Sportunterricht, macht uns auch der Kunstunterricht richtig viel Spaß. Ein paar Ergebnisse der bisherigen Kunstunterrichtsstunden, könnt ihr euch auf den Fotos unter diesem Beitrag anschauen.

Darüber hinaus gehen wir zweimal in der Woche in die Nursery School. Dort müssen wir uns nicht auf ein bestimmtes Fach festlegen, sondern können ganz frei sein und einbringen, worauf wir gerade Lust haben. In unserer ersten Stunde haben wir zum Beispiel ein Malen nach Zahlen mitgebracht. Für die nächsten Stunden haben wir die Idee das Lied „The Wheels on the Bus“, welches ich noch aus meiner Grundschule kenne, einzubringen. Lieder sind nämlich ein wichtiges Element in der Nursery und bei den Kindern sehr beliebt. Es wird immer kräftig mitgesungen und getanzt.

Fazit? Wir sind sehr zufrieden mit unseren ersten Unterrichtserfahrungen und dankbar für die gute Kooperation mit den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften.

Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Anschauen der Fotos!

Aufgabe: Gestalte deine eigene Schuluniform
Ein großes Puzzle mit der P3: jedes Kind hat ein Teil gestaltet
Aufgabenstellung für die P4

Ein paar Ergebnisse zum Thema „Mein Zukunfts-Ich“

„Himmel und Hölle“-Spiel
Hier ein Exemplar im Uganda Design
Sportunterricht: Welches Team findet als erstes alle Karten seiner Farbe?
Simon says jump!
Eierlaufen mit Zitronen

* Nachträgliche Änderung: Es gibt Schulgebühren

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